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Wie ist das eigentlich so, im Bus zu leben?

Im Sommer 2017 sind wir in unseren wunderschönen Mercedes Sprinter (Bj 2000) gezogen. Wir haben ihn selbst ausgebaut, eingerichtet und von Anfang an darauf ausgerichtet längere Zeit darin zu wohnen. Viele Jahre habe ich davon geträumt einen „Bulli“ zu haben und mal eine Weile darin zu reisen und zu wohnen. Da ich nie von dem Gedanken losgelassen habe, hat sich dieser Wunsch nach und nach manifestiert. Ich habe dann kurz nach meiner Balireise meinen Freund kennen gelernt, der den gleichen Traum hatte wie ich. Kleiner Spoiler. Es hat geklappt. Haha. Wir haben es dann zusammen recht flott umgesetzt. Also wie du sicher weißt reicht es nicht, wenn man nur von etwas träumt. Man muss auch in Aktion treten. Nur dann kann das Universum einem dabei helfen und Türen öffnen. Loslegen und machen! Das ist die geheime Zutat.

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Die Zeit fliegt und nun dürfen wir unseren Bus schon seit zwei Jahren unser Zuhause nennen. Ich kann es selbst kaum glauben! Wir hatten zwar eine Unterbrechung von einem halben Jahr, während wir hier in Vancouver zusammen mit einigen Anderen in einem Haus überwintert haben. Dennoch schauen wir auf 1,5 Jahren zurück, die wir insgesamt schon im Bus wohnen. Daher ist es an der Zeit mal ein kleines Résumé zu ziehen und die Vor,- und Nachteile des Ganzen Spektakels zu beleuchten. Ich falle dann direkt mal mit der Tür ins Haus. Los geht´s.


 Kosten

Vorteile

  • Keine Miete (falls abbezahlt, was bei uns der Fall ist)
  • Nebenkosten wie Sprit, Versicherung, Steuern, Wasser und Strom im Vergleich zu Miete sehr gering (Strom in unserem Fall gar nix, weil wir zwei Solarpanel haben)
  • Man kann sich dadurch ein gutes finanzielles Polster ansparen

Nachteile

  • Wenn was schlimmeres am lieben Auto kaputt geht, bedroht es unter Umständen gleich deine ganze Existenz – Je nachdem wie man dieses Wort bewertet
  • Auch wenn es mal nur für kurze Zeit in die Werkstatt muss, ist dann eben auch gleich dein ganzes Haus mit weg. Doof! Im Notfall trotzdem drin wohnen und 1-2 Wochen beim Mechaniker aufm Parkplatz verbringen

Umwelt

Vorteile

  • Da wir uns von ca 70qm auf 5qm verkleinert haben, und uns diesen Raum zu zweit teilen verringert das extrem unseren ökologischen Fußabdruck in Bezug auf Wohnraum.
  • Wir verbrauchen auch sehr viel weniger Wasser als früher. Wir haben eine kleine Schüssel in die kommt ein klein wenig Wasser und damit wird Geschirr abgespült. Für unsere eigene Hygiene nutzen wir ebenfalls eine Waschschüssel. Ansonsten wird in Seen gebadet, auf Campingplätzen oder in Schwimmbädern geduscht.

Nachteile

  • Umweltbelastung durch Abgase. Reisen ist leider fast nie besonders Umweltfreundlich. Außer, du ahnst es schon, man macht eine Fahrrad oder Wanderreise bei sich in der Nähe.
  • Müllentsorgung nicht ideal. Ich finde es super schade, dass wir nicht die Möglichkeit haben unseren Müll ordentlich zu trennen. Wir werfen unseren Müll in der Stadt weg, aber immer alles zusammen. Denn als Nicht-Anwohner bleibt dir in der Regel eine gescheite Mülltrennung vorbehalten. Die meisten Tonnen sind abgeschlossen und offizielle Stellen sind sehr rar. Dabei würde ich zumindest den Kompost so gerne separat entsorgen. Aber leider landet immer alles zusammen im Container.

Lebensqualität

Vorteile

  • Unabhängigkeit. Wir haben immer alles dabei und haben in Null komma nix alles Startklar. Wir sind an keinen Ort gebunden und überall Zuhause. Das ist Freiheit für mich. Außer der materiellen Unabhängikeit, kommt natürlich noch die psychische Freiheit dazu. Ich habe das Gefühl ich kann alles schaffen und habe extremes Vertrauen in mich und das Leben entwickelt.
  • Komfortzone. Immer mal wieder sein gemachtes Nest zu verlassen finde ich sehr sehr sehr wichtig. So ergeben sich immer wieder neue Herausforderungen, und es wird nie langweilig.
  • Persönliche Entwicklung. Das Zusammentreffen mit anderen Kulturen und anderen Menschen, fernab von dem was man kennt und gewohnt ist, ist unglaublich bereichernd. Es erweitert ständig meinen Horizont und lehrt mich unglaublich viel über das Leben und gibt mir die Chance mich immer besser kennen zu lernen.
  • Zeit. Ich kann meine Zeit ganz anders einteilen. Nicht nur dass das Reisen an sich natürlich bedeutet dass man seine Zeit für alles verwenden kann wozu man Lust hat. Auch im Arbeitsalltag konnte ich feststellen dass mich der kleine aber feine Wohnraum zeitlich untertsützt. Da mein Haus und mein Fortbewegungsmittel eins sind, kann ich zum Beispiel im Schlafanzug zur Arbeit fahren, dort parken, mir dort mein Frühstück machen, mich anziehen und dann gemütlich rüber spazieren. Ich kann auch nach der Arbeit spontan was unternehmen und habe immer alles dabei. Das spart viel Zeit.
  • Ordnung. So ein kleiner Wohnraum ist außerdem auch ganz schnell aufgeräumt und super einfach sauber zu halten. Die gewonnene Zeit kann man dann für andere Dinge nutzen. (Ich putze und räume allerdings gerne auf muss ich sagen)

Nachteile

  • Rückzug gleich null. Zwar vertragen mein Freund und ich uns extrem gut und haben unsere Me-Time-Abmachungen, aber manchmal möchte man einfach mal komplett alleine sein. Und das ist innerhalb des Busses nicht möglich.
  • Badezimmervermissung! Man gewöhnt sich zwar an alles. Und wir finden auch immer gute Lösungen. Aber ich muss sagen dass ich ein eigenes Badezimmer mit allem drum und dran schon sehr schätze und auch durchaus vermisse.

So ihr Lieben. Das waren sie. Meine Vor,- und Nachteile. Vermutlich könnte ich hier noch ewig weiter erzählen und super ins Detail gehen. Aber ich belasse es jetzt erstmal dabei und hoffe dir gefällt dieser kleine Einblick in meine Gefühlswelt zu dem Thema.

Ich empfinde diese ganze Reisephase einfach generell als extrem lehrreich. Und es zeigt mir immer wieder, das alles immer zwei Seiten hat. Die Perfekte Lösung gibt es nicht. Man wird immer irgendwas finden das nicht so ideal ist und das wird dann aber auch wieder mit anderen positiven Aspekten aufgewogen. Irgendwie ist am Ende doch immer alles gut. Oder man könnte auch sagen, es ist einfach und es ohne Bewertung betrachten. Nichts desto trotz gibt dir diese Auflistung mit Sicherheit eine kleine Übersicht dazu, was es so bedeutet wenn man nicht mehr nach der Norm lebt. Und dass es auch mal weniger angenehm sein kann. Aber das ist gar nicht schlimm. Ich ziehe am Ende sowieso immer etwas positives aus allem. Denn alles ist immer nur eine Frage der Betrachtung.

Falls du dich fragst wie lange wir noch weiterreisen kann ich dir folgendes sagen. Wir werden nach dem Sommer erst mal wieder in Deutschland sein und lassen uns dann mal überraschen wie es weitergeht.
Einerseits sehne ich mich nach einer Homebase, in der ich die Dinge verwirklichen kann die ich gerade als Reisende nicht verwirklichen kann. Trotzdem möchte ich das Reisen auch nicht aufgeben. Ich möchte gerne alles miteinander kombinieren. Naja. Kommt Zeit kommt Rat! Ich genieße jetzt was ich habe. Und alles andere wird sich ergeben. Denn eins habe ich definitiv gelernt. Die Kleinen Dinge zu schätzen und zu genießen und den Moment so gut es geht zu leben. Denn mehr haben wir im Endeffekt sowieso nicht.

In diesem Sinne, wünsche ich dir eine inspirierte Woche und freue mich wie immer über deine Gedanken in den Kommentaren oder per E-Mail.

 

Ganz viel Liebe

Julia

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